Penis-Fest in Japan: Was steckt hinter dem Kanamara Matsuri?

Kategorie:

Wenn du an Japan denkst, kommen dir wahrscheinlich Bilder von Kirschblüten, alten Tempeln, geschäftigen Großstädten oder vielleicht Anime in den Sinn.

Aber Japan ist auch die Heimat von Festivals, die auf den ersten Blick ungewöhnlich und sogar schockierend wirken können.

Eines davon ist der Kanamara Matsuri, der im Westen oft nur als „japanisches Penis-Fest“ bekannt ist. Aber hinter diesem kuriosen Namen verbirgt sich eine faszinierende Geschichte, die tief in Tradition, Glauben und sogar moderner Sozialarbeit verwurzelt ist.

Dieser Artikel nimmt dich mit auf eine Reise, um die wahren Ursprünge und die Bedeutung dieses einzigartigen Festes zu entdecken.

- *Werbung -
Social Media Kurs

Ursprung und Legende: Die Schmiedegötter und der Dämon

Die Wurzeln des Kanamara Matsuri reichen bis in die Edo-Zeit (1603-1868) zurück. Damals verehrten Schmiede und Bergarbeiter die Gottheiten Kanayama-hiko und Kanayama-hime, die als Schutzpatrone ihres Handwerks galten. Die Arbeit mit Metallen war hart und gefährlich, und die Gottheiten sollten sie vor Verletzungen schützen. Ihre Verbindung zum robusten und formbaren Eisen führte dazu, dass sie auch als Schutzpatrone der Sexualität und Fruchtbarkeit angesehen wurden.

Eine alte Legende rankt sich um den Ursprung des Festes. Ein Dämon soll sich in der Vagina einer jungen Frau eingenistet haben. Er hatte spitze Zähne und biss in zwei aufeinanderfolgenden Hochzeitsnächten die Penisse ihrer beiden Ehemänner ab. Verzweifelt suchte die Frau die Hilfe eines Schmieds, der einen eisernen Phallus anfertigte. Als der Dämon versuchte, auch diesen zu zerbeißen, brach er sich die Zähne aus und konnte vertrieben werden. Diese Legende symbolisiert den Sieg über das Böse und die Sicherung der Fruchtbarkeit.

Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Fest weiter. Prostituierte und Geishas begannen, den Schrein zu besuchen, um für den Schutz vor Geschlechtskrankheiten zu beten. Für sie war es ein Ort der Hoffnung und des Schutzes in einem oft gefährlichen Beruf.

Ablauf und Höhepunkte des Kanamara Matsuri

Der Kanamara Matsuri findet jedes Jahr am ersten Sonntag im April in der Stadt Kawasaki statt, in der Nähe von Tokio. Die Hauptattraktion ist der farbenfrohe und laute Umzug, bei dem phallusförmige Schreine, sogenannte Mikoshi, durch die Straßen getragen werden.

Der Umzug der Mikoshi: Die tragbaren Schreine

Der Umzug ist das Herzstück des Festivals. Mehrere Gruppen tragen die Mikoshi, die die phallischen Götter beherbergen sollen. Der bekannteste und auffälligste Schrein ist der Pinke Mikoshi, der von Transvestiten und Drag Queens getragen wird. Er symbolisiert die Akzeptanz und Vielfalt. Ein weiterer Mikoshi ist der Fune Mikoshi, ein hölzernes Schiff mit einem großen schwarzen Phallus, der von Männern getragen wird. Und der Mikoshi des Hauptschreins, der Kanamara Mikoshi, ist der traditionellste der drei.

  • Atmosphäre: Die Stimmung ist ausgelassen und fröhlich. Die Straßen sind voller Menschen aus aller Welt, die Fotos machen, lachen und die einzigartige Energie genießen.
  • Souvenirs: Überall gibt es Stände, die Souvenirs in Phallus-Form verkaufen: Süßigkeiten, Kerzen, T-Shirts, Schlüsselanhänger und sogar Gemüse-Schnitzereien.

Der Umzug ist nicht nur ein Spektakel. Er ist eine Demonstration von Offenheit und einem unverkrampften Umgang mit dem Thema Sexualität, der in vielen anderen Kulturen so nicht zu finden ist.

Die wahre Bedeutung: Tradition, Hoffnung und soziales Engagement

Obwohl das Festival oft als rein skurriles Ereignis dargestellt wird, hat es eine tiefere, ernsthafte Bedeutung.

Fruchtbarkeit, Glück in der Ehe und Schutz vor Krankheiten

Für viele Japaner ist das Fest ein wichtiges Ritual. Paare, die sich ein Kind wünschen, kommen zum Schrein, um für Fruchtbarkeit zu beten. Verlobte hoffen auf eine glückliche und harmonische Ehe. Und die Gebete für den Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten, die einst von Prostituierten gesprochen wurden, sind heute für viele ein allgemeines Anliegen.

Ein Fest mit sozialem Zweck

Ein bemerkenswerter Aspekt des modernen Kanamara Matsuri ist sein soziales Engagement. Die Einnahmen aus dem Verkauf der Souvenirs und Speisen werden für einen wichtigen Zweck gespendet: AIDS-Hilfsorganisationen. Dies zeigt, wie sich alte Traditionen an die Herausforderungen der heutigen Zeit anpassen können. Das Fest ist nicht nur eine Feier der Sexualität, sondern auch ein Akt der Solidarität und des Bewusstseins für die globale Gesundheit.

Der Kanamara Matsuri ist mehr als ein kurioses „Penis-Fest“. Er ist ein lebendiges Zeugnis der japanischen Kultur, die es schafft, tief verwurzelte Traditionen, volkstümlichen Humor und modernes soziales Engagement miteinander zu verbinden. Es ist ein Fest, das zum Nachdenken anregt und zeigt, dass Sexualität und ihre Symbole nicht immer mit Tabus behaftet sein müssen. Wenn du das nächste Mal in Japan bist, solltest du in Erwägung ziehen, diesem besonderen Festival einen Besuch abzustatten – es ist eine Erfahrung, die du garantiert nicht vergessen wirst.

Das ist auch interessant:

kuriose Gesetze Japan-Japanmagazin.com

Kuriose Gesetze Japan: Was dort legal ist, aber anderswo verboten wäre

In diesem Artikel erfährst du interessante Fakten zum Thema Kuriose Gesetze in Japan. Viele von uns haben ein Bild von einem Land mit extrem...
- *Werbung -spot_imgspot_imgspot_img